Willkommen im Bilderbuch

Cover-Roher

„In Zeiten wie diesen nehme ich das Buch in jeden Workshop mit und baue es irgendwie ein“, sagte unlängst eine Literaturvermittlerin über Michael Rohers „Zugvögel“, das schon 2012 erschien, aber sich so liest, als wäre es gerade erst geschrieben worden.
Anlässlich des Weltflüchtlingstags, der am 20. Juni als Aktionstag begangen wurde, musste ich an dieses Bilderbuch denken, das auf beispielhafte Weise von Migration für jüngste Leser_innen erzählt.

Als Menschen mit Schnabelmasken stellt Roher die „Zugvögel“ dar, die Mitte April im Land ankommen: Oleg, Paulinchen, Madame Petrova und einige mehr. Die umsichtige Figurengestaltung kommt somit ohne Exotisierung aus, die Mischtechnik und der Einsatz von bunten Stoffen im Buch stehen für interkulturellen Austausch, aber auch für Individualität und Kreativität. (Ein Einblick in die Illustrationen findet sich auf der Website des Autors.)

Über den Sommer lernen Paulinchen und ihre Mitreisenden erste Sätze in der neuen Sprache, bauen Nester, erkunden die Gegend, machen Musik, freunden sich mit den Einheimischen an. Im Herbst sollen sie dann aber wieder weiter ziehen. Paulinchen protestiert, möchte in die Schule gehen und den Schnee sehen.
Madame Petrova ist skeptisch: „Ich habe von Zugvögeln gehört, die es versucht haben“, sagte sie. „Sie wollten bleiben, genau wie du. Aber als der Winter kam und die Nahrung knapp wurde, sagten die Menschen: Wieso sollen wir mit euch unsere Vorräte teilen? Ihr gehört überhaupt nicht hierher. Geht doch wieder in den Süden!“

Zum Glück findet sich jedoch bei Frau Lorenz Unterschlupf, einer Allegorie an die Flüchtlingshelferin Ute Bock.

„Willkommen!“, wird sie sagen.

 

Michael Roher: Zugvögel. Wien, Picus Verlag, 2012 (ab 4)

Noch mehr empfehlenswerte Kinder- und Jugendbücher zum Thema hat übrigens die STUBE – Studienberatungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur zusammengestellt:
http://www.stube.at/buchtipps/flucht.htm

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