Länger schon verfolge ich die Diskussion rund um die „verpflichtende Pausensprache Deutsch“ und ich frage mich, warum dieser Unsinn immer wieder aufkommt und auch ernsthaft diskutiert wird. Viele kluge Menschen haben sich praktisch und wissenschaftlich mit Spracherwerb und Integration beschäftigt und keine_r empfahl eine verpflichtende Pausensprache als Spracherwerbs-Kriterium und schon gar nicht als Integrationsmotor.
Mit länger meine ich nicht erst kürzlich im Burgenland oder vor ein paar Wochen in der Steiermark oder vor einigen Monaten in Oberösterreich …, das Thema beschäftigt mich seit 39 Jahren.
Eine Reglementierung der Pausensprache ist „ein großer Blödsinn, diskriminierend und schädlich“. Mehr noch, diese Diskussionen sind keineswegs wohlmeinende, integrationsfördernde Überlegungen, sondern – und das unterstelle ich den Fürsprechern dieser „Deutsch als Pausensprache“-Empfehlungen – bewusste Degradierung von Minderheiten- und Fremdsprachen, um sozialen Zwang und Kontrolle zu fördern.
Was war von 39 Jahren? Ich kam in den Kindergarten, das eine Jahr vor dem Schuleintritt, um Deutsch zu lernen, da zu Hause ausschließlich Slowenisch gesprochen wurde. Wir waren die „Tschuschen“ im minderheitenfeindlichen Rosental der späten 70er Jahre. In der ersten öffentliche Bildungsinstitution, dem Kindergarten, lernten wir schnell, dass wir nicht so beliebt waren. Untereinander haben wir nicht slowenisch gesprochen, da das die Kindergärtnerin nicht duldete. Ich spielte für mein Leben gern Rollenspiele und als die Vorbereitungen für das Krippenspiel begannen, wollte ich auch eine Rolle übernehmen. Das wurde abgelehnt und von der Kindergartenpädagogin, wie folgt begründet: „Du kannst zu wenig Deutsch, deswegen darfst du nicht beim Krippenspiel mitspielen.“ Das war eine klare Botschaft, die ich mit meinen 5 Jahre auf anhieb verstand: Ich ging nach Hause und meinte zu meinen Eltern, dass wir ab sofort nur noch Deutsch und nicht mehr Slowenisch reden sollten, da ich sonst nie beim Krippenspiel mitspielen werde dürfen.
Ging es damals auch um Unterstützung zur besseren Integration oder um didaktische Spracherwerbsbemühungen? Damals wie heute geht es darum klar zu definieren, was gewünscht und was unerwünscht ist, wann man mitspielen darf und wann man ausgeschlossen wird – es geht um Kontrolle und Sanktionen.