Letzte Woche wurde eine Studie über die Bekanntheit des KZ Mauthausen veröffentlicht: 96% der Befragten kennen das Stammlager in Mauthausen, aber weniger als die Hälfte kennt eines der knapp 50 Außenlager des KZ Mauthausen. Dabei gibt es einfache Möglichkeiten sich damit vertraut zu machen.
Außenlager App zum Besuchen
Die Außenlager von Mauthausen sind in fast allen Bundesländern zu finden, wie die Landkarte zeigt. Passau, Grein, Schwechat, Amstetten, Jedlesee, Eisenerz, Floridsdorf, Wagna/Leibniz, Klagenfurt oder Mittersill sind einige der eingezeichneten Punkte in der Landkarte. Die Landkarte stammt aus der Mobile-App “Mauthausen Außenlager” des Mauthausen Komitees Österreich und der Mauthausen Guides, die im Sommer 2018 für iOS und Android veröffentlicht wurde.
Mit Keyfacts zu den einzelnen Außenlagern ist die App am Handy immer mit dabei. Für mehr als 20 der Außenlager gibt es außerdem Touren, d.h. hier werden mehrere Punkte direkt vor Ort beschrieben. Beim Ausflug nach Melk hat mich die App z.B. zu 23 Holzstelen entlang der Bahn und zur Gedenkstätte am Dr. Josef Sora-Platz geführt. Beim Ausflug in die Seegrotte Hinterbrühl hat mich die App auch zur Gedenkstätte gebracht und mir außerdem auch etwas vom KZ-Alltag abseits der erlebnisorientierten Führung im Schaubergwerk erzählt. Und auch in Steyr hat mich die App nicht nur zum Stollen der Erinnerung, sondern auch zum ehemaligen Lagergelände, zur ehemaligen Synagoge und zu einer Gedenkstätte geführt.
Zumindest für mich ist diese kleine, gut gemachte App ein Begleiter für nicht geplante Entdeckungen auf Ausflügen. Denn in Melk und Steyr war ich ursprünglich aus ganz anderen Gründen.
Außenlager mit Guide besuchen
Natürlich kann eine App wie “Mauthausen Außenlager” nicht in die Tiefe gehen, die ein persönlicher Rundgang mit einem Mauthausen Guide an einem der Außenlager bietet. Die Radio Stimme-Redakteurinnen hat es im Sommer im Rahmen so einer Tour in den Süden Wiens geführt, ins ehemalige Außenlager Guntramsdorf/Wiener Neudorf. Dort hat uns der Vorsitzende des Gedenkvereins Jürgen Gangoly alles gezeigt.
Am Gelände des heutigen Wirtschaftsparks IZ-Süd lag während der NS-Zeit ein Produktionsstandort für Flugmotorenwerke. Die Infrastruktur erinnert heute noch daran: die Schienen blieben seit damals bestehen, wie ein Luftbildvergleich zeigt. Und auch die zentrale Lagerstraße ist noch als Straße vorhanden. Was das Außenlager im Vergleich zu anderen ehemaligen Außenlagern besonders macht: ein Teil des Lagergeländes ist noch heute unverbaut. Die dort weidenden Schafe und Ziegen spazieren zwischen Barackenfundamenten und Einpersonen-Bunkern herum.
Auch im Ort selbst ist die NS-Infrastruktur noch präsent. Direkt neben dem Badeteich Ozean beginnt ein Häuserensemble, in dem jedes Haus dem anderen gleicht und das in dieser Form auch in anderen österreichischen und deutschen Kleinstädten zu finden ist. Hier wurde Wohnraum für treue Nazis geschaffen. Auch der Rodelhügel mit Rutsche direkt vorm Kindergarten birgt ein Geheimnis: in ihm ist ein Luftschutzbunker zu finden.
Demnächst wird es dann auch möglich sein, einen Besuch vor Ort mit einem Radiobeitrag zu untermalen. Dieser Beitrag erscheint bei Radio Stimme (Erstaustrahlung auf Radio Orange 94.0) im 1. Quartal 2019.