LAUBSTURM. Schlagende Zeilen aus vergilbten Blättern 2

Skandal: Briten vereiteln Rede Österreichers

Wenn es so weitergeht, ist es vorbei mit den demokratischen Werten! Der österreichische politische Aktivist Martin S. (29), nebenberuflich bei der Menschenrechtsorganisation IBÖ (Identitäre Bewegung Österreichs) und hauptberuflich als Student tätig, wurde am 9. März 2018 am Flughafen London-Luton festgenommen:

Laut dem britischen Ableger Generation Identity wurde Sellner bei seiner Einreise am Freitag am Flughafen London-Luton festgenommen. Die Einreise soll ihm von den britischen Behörden untersagt worden sein. Eine Begründung für Sellners Festnahme lieferten die britischen Behörden den österreichischen nicht.

Aber hallo, von wegen keine Begründung, Fake News, Lügenpresse, Oida! Googelst du nach Grund der Festnahme, checkst du: Es warad vong Redefreiheit her. Gut, das behaupten nur Martin S.(ellner) selbst und andere Identdings – na und, wollen wir kleinlich sein und Erbsen identifizieren?

Der gute Mann kämpft ja seit Jahren weltweit für die Rettung des Abendlandes vor den Moslems, das ist Sein Kampf. Erinnern wir uns an den vergangenen Sommer: Mit einem gecharterten Schiff machten die Idiot… – äh, Identitären Jagd auf Flüchtlingsboote im Mittelmeer (igittigitt, Vorhut islamischer Invasion!). Dass das Schiff dabei einen Maschinenschaden bekommen hat und von einer Flüchtlingshilfe-NGO gerettet wurde, zeigt ja nur, dass auch die Retter manchmal Rettung brauchen und der Islam nicht nach Europa gehört.

Ehrlich, der engagierte Student tut nichts, er will ja nur reden, auch in London. Eine Rede über Redefreiheit; quasi Metadiskurs, wie es sich für einen (ja doch irgendwann auch einmal irgendwie) werdenden Philosophen ziemt:

Er wollte eine Rede über “Meinungsfreiheit in der modernen Welt” am Speakers Corner in London halten […]. Die britischen Identitären zeigen sich darüber empört. Es sei ein eklatanter Angriff auf das Recht zur freien Meinungsäußerung. Die Veranstaltung am Speakers Corner soll dennoch stattfinden – andere Aktivisten würden Sellners Rede verlesen.

(10.3.2018, kurier.at )

Tja, auch das ging leider nicht. Die anderen Aktivisten waren Lutz Bachmann, der mehrfach wegen Körperverletzung, Diebstahl, Einbruch, Drogenhandel und Volksverhetzung verurteilte Ex-Würstelbrater und Chef der deutschen Pegida. Er wurde ebenfalls an der Einreise nach GB gehindert.

Yo, Bro, Hand aufs Herz – ist es nicht schon höchste Eisenbahn für einen raschen Brexit, wenn wir die abendländisch-österreichischen Werte wie Demokratie schützen wollen? Aber ganz im Gegentum – die Serie der Anschläge auf die Redefreiheit wurde bald darauf fortgesetzt, a Schauferl nachgelegt hat die Lügenpresse höchst selbst:

Volkstribun muss sich beim linkslinken Journalisten entschuldigen

Volkstribun, Bundes-, Landes- und Bezirksobmann der FPÖ, einziger Freund des kleinen Österreichers und der einst sportliche Sport- und Beamtenminister Heinz-Christian Strache aus Wien-Erdberg muss Armin Wolf, einem Journalisten des gebührenfinanzierten Zentralorgans der extremen Linken, kurz: ORF, 10.000 Euro Entschädigung zahlen. So schaut’s aus beim außergerichtlichen Vergleich. Zehn Riesen, du Opfa, damit kannst du viel mehr als drei Biere bestellen! Dabei hatte der Freiheitliche nur von seinem Recht auf Rede- und Satirefreiheit Gebrauch gemacht:

Außerdem soll er folgende Entschuldigung zehn Tage lang auf seiner Facebook-Seite oben und einmalig auch als Inserat auf Seite drei der “Kronen Zeitung” veröffentlichen. Entschuldigung von Heinz-Christian Strache gegenüber Armin Wolf: Ich habe am 13. Februar 2018 in einem Posting auf meiner privaten Facebook-Seite erklärt, “Es gibt einen Ort, wo Lügen und Fake-News zu Nachrichten werden. Das sind der ORF und das Facebook-Profil von Armin Wolf.” Diese Behauptung war unrichtig, und ich entschuldige mich bei Armin Wolf und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des ORF für diese unzutreffende Aussage. Ausdrücklich halte ich fest, dass ich Dr. Armin Wolf stets als höchst korrekten und professionellen Journalisten erlebt habe. Meine eingangs zitierte, auf meinem Facebook-Account veröffentlichte Aussage ziehe ich daher als unwahr zurück.

(13.3.2018, derstandard.at)

Doch der Gesinnungsterror kennt keine Grenzen: Die 10.000 Euro wird der Journalist dem DÖW, einer linksextremen Subversionsorganisation der Denunziationsfront, spenden. Aber kommt Zeit, kommt Freiheit, d. h. sie werden sich ja eh alle wundern, was alles möglich ist. Siehe dazu etwa die Auswahl der einschlägigen „Ausrutscher und Einzelfälle“ seit der Nationalratswahl und in den ersten 100 Tagen der türkis-blauen Regierung:

Die ständig aktualisierte Liste rechter “Ausrutscher” auf derstandard.at

Frühere Fälle wurden bereits vom Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) in einer Broschüre gesammelt.

Neutralität verpflichtet: Österreich eröffnet neue Baustelle

Wir erinnern uns: Am 4. März wurden der russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Yulia in der britischen Stadt Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank gefunden. In dem Krankenhaus, wohin sie eingeliefert wurden, stellte man fest, dass es sich dabei um einen Giftanschlag handelte. Daraufhin haben zuerst Großbritannien, anschließend zahlreiche EU-Staaten und andere „westliche“ Länder als Zeichen der Solidarität mit dem Noch-EU-Land GB russische Diplomat_innen ausgewiesen.

Nicht aber Österreich, meine Damen und Herren! Ha-ha, mir san mir, erstes Opfa des NS, Bella gerant alii, tu felix Austria nube!

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Dienstag [27.3.2018] getwittert, man wolle „Brückenbauer zwischen Ost und West sein und Gesprächskanäle nach Russland offenhalten“. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) schloss gestern Abend [28.3.2018] gegenüber der ZIB 2 erneut bilaterale Aktionen gegenüber Russland aus.

Selbst wenn es Beweise gegen Russland geben sollte, werde Österreich niemanden ausweisen, sagte Kneissl.

Bei der Eröffnung der Brückenbaustelle hat sich Kneissl auf die Neutralität Österreichs berufen. Ähm, sorry:

Der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, kritisierte unterdessen fehlende Solidarität Österreichs. „Neutralität ist für Österreich kein Argument! Sorry!“, erklärte Karas auf „Twitter“. Österreich habe nach dem EU-Beitritt 1995 auch in der Verfassung klargestellt , dass es in der EU nicht neutral, sondern solidarisch sei, betonte Karas.

(29.3.2018, orf.at)

Das EU-Land Österreich will an einer EU-Aktion gegen das Nicht-EU-Land Russland nicht teilnehmen, weil neutral, sondern vermitteln. Jetzt Analogie: Man nehme ein beliebiges sportliches Spiel her (Fußball, Volleyball, Basketball …). Ein Spieler des einen Teams springt nach dem ersten einkassierten Tor (und so weiter) auf und sagt: „I bims, ich will beim Gegenangriff auf das andere Team nicht mitmachen, weil fühle mich so unparteiisch, darum mach’ ich ab jetzt den Schiedsrichter!“

Kneissl verwies auch darauf, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 13. Juni London besuchen wolle. „Wir stehen für alle offen“, sagte die Ministerin auf die Frage, ob Österreich in dem Konflikt vermitteln wolle. Allerdings müsse man darum „gefragt“ werden.

(29.3.2018, Tiroler Tageszeitung Online)

Süßes Detail am Rande: Auch die Visegrád-Staaten, Lieblinge der türkis-blauen Regierung, haben russische Diplomaten des Landes verwiesen – mit Ausnahme der Slowakei, die sich aufgrund seiner unruhigen innenpolitischen Lage nicht der Solidaritätsaktion anschließen wollte.

Tja, wie gesagt: Schon wieder diese Briten! Zuerst Redefreiheit dingsen, dann russische Freunde provozieren! Was ist, wenn der Iwan wieder … Nach Brexit werden wir aber keine solchen Sorgen mehr haben. Gut, dann kann man zwar auch nicht zwischen London und Moskau vermitteln, aber da fällt uns doch wieder was ein. Wir bewegen uns mit dieser neuen Regierung besonders elegant auf internationalem Parkett. Beispiel? Guckst Du:

Nicht ohne meinen Grünen Veltliner!

Ein Vorfall in der EU-Rechtsaußenfraktion ENF (Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit), der die FPÖ angehört, sorgt für Aufregung. Laut einem Bericht des Haushaltskontrollausschusses des Europaparlaments soll sich die Fraktion 228 Flaschen Champagner für 41 Sitzungen 2016 gegönnt haben.

Gönn dir, Brudi! Nun, das sind etwa 5,5 Flaschen Champagner pro Sitzung – eigentlich eh nicht so viel, wenn man bedenkt, dass diese kleinste Fraktion des EP ganze 36 Seelen zählt, die Durst auf flüssiges Geistiges haben. Ja, und es handelt sich um Sitzungen – wie soll man sie überstehen, wenn man nicht einen sitzen hat! Indes, das ist zutiefst unösterreichisch, wie wir erfahren. Jedenfalls das betreffende Gesöff:

FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky bestritt am Donnerstag jegliche Beteiligung der Freiheitlichen. Die Bestellungen seien von „den Franzosen“, dem Front National von Marine Le Pen, erfolgt, sagte der Vizechef der ENF-Fraktion auf Anfrage der APA. Dabei sei der Champagner für die Franzosen ähnlich gebräuchlich wie für Österreicher der Grüne Veltliner.

Der freiheitliche Delegationsleiter zitierte eine Klarstellung seiner Fraktion, wonach die FPÖ von diesen Ausgaben weder betroffen noch daran beteiligt war. „Nicht eine Flasche“ habe die FPÖ bestellt, versicherte Vilimsky. „Ich trinke keinen Champagner. Ich mag ihn vom Geschmack her nicht.“

(29.3.2018, orf.at)

So eine Petze aber auch! Übrigens: Beschäftigt Sie nicht auch die Frage, wie viele Flaschen Grüner Veltliner in den entsprechenden 41 Sitzungen durch die österreichische Abteilung der ENF einverleibt wurden?

Schreibe einen Kommentar