LAUBSTURM. Schlagende Zeilen aus vergilbten Blättern 1

Kurz besucht Papst; Papst überreicht ihm ein Papst-Schreiben

Darin geht es um die Flüchtlingsproblematik, was die mitgereiste „Kleine Zeitung“ (Montag-Ausgabe) als „durchaus beabsichtigten Wink des Kirchenoberhauptes“ deutete. Franziskus appelliert darin an die Regierenden, die Aufnahmepolitik „auf ein Höchstmaß“ auszuweiten, „soweit es das wahre Wohl ihrer Gemeinschaft zulässt“.

Kurz selbst fasste das als Verständnis für Österreich in der Flüchtlingsthematik auf.

(5.3.2018, religion.orf.at)

Statt eines Kommentars:

Kick it like Beckham, answer like Kurz

Mit seinen ausweichenden und allgemein formulierten Antworten bei der Fragestunde im Parlament sorgte Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht nur bei der Opposition für Kopfschütteln und Unmutsäußerungen. […]

Auch im Netz wird der Kanzler nun mit entsprechend Häme bedacht. Unter dem Hashtag #AnswerLikeKurz formulieren User ihre (wenig ernst gemeinten) Statements im Stil von Sebastian Kurz bei der Fragestunde. Hier einige Beispiele [wir kürzen auf eines zusammen]:

Kurz: “Ich glaube die Menschen haben das gegenseitige Anpatzen beim Essen satt und wünschen sich einen völlig neuen Stil der Nahrungszufuhr.”

McDonalds Mitarbeiter[genervt]: “Okay einmal noch, zum Mitnehmen oder zum hier Essen?”#AnswerLikeKurz

(2.3.2018, kurier.at)

Auf http://fm4.orf.at/stories/2898580/ gibt es eine Best-of-Liste aus dieser Serie. Wir wollen dabei nicht unkreativ zuschauen und basteln selbst einen Basti-Dialog:

Gretchen: “Herr Bundeskanzler, nun sagen Sie, wie halten Sie es mit der Religion? Sie sind ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, Sie halten nicht viel davon.”

Kurz: “Religion ist Privatsache. Das ist des Pudels Kern. Die illegalen Flüchtlinge sind jedoch eine Frage der öffentlichen Sicherheit, mir ist jeder Rassismus fern. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! Darum habe ich die Balkan-Route geschlossen, fein!”

Gretchen: “Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.”

Rauchverbotsverbot

Die krone.at ist eine unabhängige Zeitung und berichtet unparteiisch. Dabei spürt man förmlich, wie die innere logische Spannung solch neutrale Berichterstattung fast zum Zerbersten bringt:

Der Plan ist klar: SPÖ, Neos und die Liste Pilz wollen unter allen Umständen verhindern, dass ab 1. Mai weiterhin in Österreichs Lokalen geraucht werden darf. Bei einer Ausschusssitzung Dienstagvormittag in Wien brachte Ex-Gesundheitsministerin Rendi-Wagner (SPÖ) einen Antrag auf eine Volksabstimmung ein. Dieser wurde aber mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ abgelehnt. […]

Doch obwohl mittlerweile fast 500.000 Österreicher – und täglich werden es mehr – gegen die Pläne der Regierung unterschrieben haben, bleiben die beiden Parteien dabei: Das geplante Rauchverbot kommt nicht.

(6.3.2018, krone.at)

So muss Journalismus! So muss Gesundheitsvorsorge! I bims, die Freiheit, die ich meine!

„Minderheitenschutz ist Priorität Österreichs“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montag vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf für die Kandidatur Österreichs geworben. […] Der Schutz von Minderheiten sei auch angesichts der Geschichte des Landes eine “langjährige Priorität” Österreichs.

Österreich selbst sei sich auf jeden Fall seiner “besonderen Verantwortung” im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Hassreden sowie gegen Aufhetzung zu Gewalt und Diskriminierung bewusst, betonte Van der Bellen in seiner Rede.

(26.2.2018, krone.at)

Packende Worte von unserem Bundespräsidenten! Der Innenminister muss sie auch am selben Tag vernommen haben, da er diese kaum zwei Tage nach ihrer Formulierung in die Tat umsetzen wollte:

Kickl will Obdachlose in Asylquartieren unterbringen

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) schlägt vor, angesichts der anhaltenden Kältewelle Obdachlosen die Übernachtung in den Bundesbetreuungsstellen zu ermöglichen. Österreichweit betreibt das Innenministerium etwa 20 dieser Asylheime, das bekannteste ist das Flüchtlingslager Traiskirchen. Niemand solle in Österreich erfrieren, verkündete Kickl auf seiner Facebook-Seite.

(28.2.2018, derstandard.at)

Diese Worte sind rührender als jene des Bundespräsidenten, zumal inkludierender in Zeiten der Flüchtlingsströme, die manche Partei die Wahlen gewinnen lassen. In solchen Zeiten denkt man sogar an einheimische Obdachlose, vergisst kurz (schon wieder dieses Wort!), dass man sie noch gestern (medial) in die soziale Hängematte gelegt hatte, und setzt sie schön mit Geflüchteten in ein “Boot”. Dann folgen Brot und Spiele – der stärkere Gladiator möge gewinnen; das Volk in der Arena entscheidet, wer überleben darf.

Was übrigens die Obdachlosen zu den innenministeriellen Plänen sagten, fanden wir in keiner Zeitung.

Leuchtturmprojekt Familienbonus

Leuchtturmprojekt ist eines der schönsten Worte, die der Politsprechspindoktor der türkisblauen Regierung, wer immer er oder sie sein mag, hierzulande zum Leben erweckt hat. So ein Projekt hatten auch die Leuchten in der Regierung groß angekündigt. Hier ein TBT aus diesen glücklichen Tagen des Regierungsabkommens, wo das graue Papier nach Herzenslust mit xenophoben Sprüchen voll gekritzelt werden konnte:

“Schritt zu Gerechtigkeit”: Regierung kürzt Familienbeihilfe für Kinder im Ausland

Har-har-har! Die Welt ist leider ungerecht. Es gibt nämlich die EU und so. Darum jüngst:

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (VP) verteidigte das Vorhaben in Brüssel

Nun folgte der Regierungsschwenk auf ein verwandtes “Projekt”, bei dem übrigens aus Leuchtturm bald ein Kerzenschein geworden ist:

Die Regierung wird den “Familienbonus” anders als zuerst geplant auch für Kinder im EU-Ausland auszahlen. Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) begründete das am Donnerstag mit EU-rechtlichen Vorgaben. Gemeinsam mit Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) lobte er den 2019 kommenden Steuerbonus für Familien als “Leuchtturmprojekt” und verteidigte den geringen Mindestbetrag für Alleinerzieher.

(1.3.2018, diepresse.com)

Wenn der eine Turm kein Licht mehr wirft, zeigt man eben auf einen anderen. Und was soll man dazu sagen – diese Regierung setzt sich aus zwei Parteien zusammen, die immer schon für die Schwachen und Armen Leuchtdings bauten. Darum auch der Steuerbonus. Die immerwährende Frage stellt sich nun freilich auch hier: Cui bono, Familienbonus Plus?

Während Familien mit höheren Einkommen die offiziell “Familienbonus Plus” genannte Steuergutschrift von 1500 Euro pro Kind und Jahr im vollen Ausmaß erhalten, bekommen Geringverdiener mit sinkendem Einkommen weniger Geld. Für Alleinerzieherinnen und Alleinverdiener ist ein Mindestbetrag von 250 Euro vorgesehen. Wenn aber beide Elternteile so wenig verdienen, dass sie keine Lohnsteuer zahlen, gehen sie leer aus.

(1.3.2018, diepresse.com)

Alles klar? Oder will jemand antworten wie Kurz?

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