Verbunden mit der Initiative Minderheiten: Gerhard Hetfleisch, IM-Urgestein

In unserer Reihe “Verbunden mit der Initiative Minderheiten” erzählt uns der Historiker Gerhard Hetfleisch – Urgestein der Initiative Minderheiten Tirol und gemeinsam mit Haydar Sari und Vinko Pašalić (†) erster Chefredakteur der STIMME – unter anderem, was ihn mit der Initiative Minderheiten verbindet.

 Foto: Ausstellung Stationen in der Altstadt 1993, Bildnachweis: DAM, Bestand Hetfleisch, Foto: Schlosser Hannes

Was hat dich rund um das Jahr 1991 politisch bewegt?

Nach dem zehntägigen Slowenienkrieg 1991 hatte ich die Gelegenheit, im ORF Tirol lautstark vor den dramatischen Folgen eines Bürgerkriegs in Jugoslawien zu warnen. ZeMiT bot damals als einzige Sozialeinrichtung in Tirol seit 1985 muttersprachliche Beratung an. Wir wurden im Dezember 1991 vom Land mit der Aufgabe einer Anlaufstelle aller Flüchtlinge in Tirol betraut.

Wer hat dich politisch am meisten geprägt?

Ich erhielt 1972 quasi unter der Hand „Do it! – Scenarios of the Revolution“ von Jerry Rubin, der Organisator der ersten Demos gegen den Vietnamkrieg war und aktiv im Vietnam Day Committee und den Yippies (Youth International Party). Die Einleitung zu „Do it!“ schrieb Eldridge Cleaver von den Black Panthers. Die irren und wenig jugendfreien Cartoons sind eine bleibende Inspiration.

Welche sind für dich die wichtigsten (minderheiten-)politischen Errungenschaften der vergangenen 30 Jahre?

Die Initiative Minderheiten gab den vieltönigen Stimmen von autochthonen Minderheiten und neuen Minderheiten gemeinsam eine Plattform. Die STIMME zeugt ebenso davon, wie Ausstellungen, die ein erweitertes Publikum erreichen.

Was beschäftigt dich heute am meisten?

Die Covid-Epidemie ist ebenso Fanal eines Epochenbruchs wie der Sturm auf das Kapitol am 6. Dezember 2020, der an den Hitlerputsch 1923 erinnert. Am 8. Jänner 2021 schrieb D. Maharidge im Guardian: „Trump will soon leave office. But the ingredients of homegrown fascism remain.“ Selbst die konservative New York Times schreibt von Faschistischem (z. B. T. Snyder am 9. Jänner 2021). Wir stehen vor weltweiten politischen Exzessen!

Was charakterisiert für dich die IM? Was möchtest du uns zum Geburtstag mitgeben?

Ich besorge der IM antiquarisch „Do it! – Scenarios of the Revolution“, die werden in den nächsten Jahren benötigt.

 


Gerhard Hetfleisch, Historiker, ist Leiter des Dokumentationsarchivs Migration – DAM. Er war Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck (1991-1992) und Geschäftsführer des Zentrums für MigrantInnen in Tirol – ZeMiT (1985-2019).

 

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