Verbunden mit der Initiative Minderheiten: Terezija Stoisits, Mitkämpferin seit 30 Jahren

Unsere Geburtstags-Serie geht weiter. Heute: die ehemalige Minderheiten- und Menschenrechtssprecherin der Grünen, Terezija Stoisits, die von Anfang an eine unserer wichtigsten Mitkämpfer*innen und Verbündete war. Emina Adamović hat bei Terezija nachgefragt.

 Terezija Stoisits, 1991 Foto: Erich Leonhard

Was hat dich rund um das Jahr 1991 politisch bewegt?

Im November 1990 wurde ich als Nationalratsabgeordnete angelobt, das war ein Kopfsprung in die „echte“ Politik. Die Initiative Minderheiten hatte ich schon im „Gepäck“ mit dabei, damals hieß das noch das „Initiative Minderheitenjahr“ und da war ich bereits involviert. Schließlich war ich damals die einzige Minderheitenvertreterin im Nationalrat. 1991 war der Beginn des Jugoslawienkrieges das mich politisch am meisten bewegende Thema.

 

Wer hat dich politisch am meisten geprägt?

Ganz klar Johanna Dohnal. Sie habe ich bereits als junge Jusstudentin Anfang der 1980er Jahre kennengelernt und bewundert. Sie hat mir ungemein imponiert und ihr Abgang aus der aktiven Politik ein paar Jahre später, nachdem ich selbst Politikerin wurde, hat mich wirklich betroffen gemacht. Wir, Grüne Frauen, haben mit ihr als Frauenministerin sehr intensiv und auf Augenhöhe zusammengearbeitet. Und gelernt habe ich sehr viel von den ehemaligen Grünen Politikern, Peter Pilz und Johannes Voggenhuber, nämlich Oppositionspolitik.

Welche sind für dich die wichtigsten (minderheiten-)politischen Errungenschaften der vergangenen 30 Jahre?

Die Anerkennung der Roma als Volksgruppe in der ersten Hälfte der 1990er Jahre.

Ein kleiner aber ungemein wichtiger Akt in der Beendigung der absoluten politischen und gesellschaftlichen Ausgrenzung der Roma in Österreich. Auch die Einrichtung des Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus war ein wichtiger, auch minderheitenpolitischer Akt, denn schließlich waren es die slowenischen Widerstandskämpfer*innen in Südkärnten, die eine essenzielle Voraussetzung für das Erlangen des Staatsvertrages geleistet haben – einen aktiven, zivilen und bewaffneten Widerstand gegen das Nazi Regime.

Die Erfüllung von wichtigen Punkten des Artikels 7 des Staatsvertrages, vor allem durch den nachhaltigen zivilgesellschaftlichen Druck. Das war sehr wichtig, ist aber immer noch nicht zur Gänze abgeschlossen. Die wörtliche, versteinerte Auslegung des Staatsvertrages ist für mich als Minderheitenaktivistin und Vertreterin ein tägliches Ärgernis. Die Welt entwickelt sich weiter, während die Sicht auf die Rechte der Volksgruppen weiter österreichisch eng bleibt.

Was beschäftigt dich heute am meisten?

Die immer noch gleichen Themen. Die Ausgrenzung von großen Teilen der österreichischen Bevölkerung von demokratischer Partizipation – durch das fehlende Wahlrecht für dauerhaft in Österreich lebende Nichtstaatsbürger. Ich möchte nicht in einem Land leben müssen, in dem ein wesentlicher Teil der Bewohner*innen von politischer Teilhabe ferngehalten wird.

Ich halte das für demokratiepolitisch falsch und kurzsichtig. Mitentscheiden heißt auch, Mitverantwortung zu übernehmen und das sollten alle Menschen dürfen, die fünf Jahre in Österreich leben, egal von wo auf der Welt sie nach Österreich gekommen sind.

Es beschäftigt mich immer noch die ungleiche Verteilung von Bildungschancen und last but not least, die Hoffnung auf eine Gesellschaft voller feministischer Männer und Frauen.

Was charakterisiert für dich die Initiative Minderheiten?

Michael, Uschi, Mirko, Beate, Conny, Gamze, Peter, Hakan, Vida, Gerd, Sabine, Jana …  sie und viele weitere Aktive in der Initiative Minderheiten zeigen das vollkommene, inklusive Österreich. Das ist Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheiten.

Was möchtest du uns zum Geburtstag mitgeben?

Eine Kiste Uhudler aus dem Südburgenland.

 

Word Rap zur Muttersprache

Bei Muttersprache denke ich an……. Stinatz/Stinjaki –  meinen Heimatort, an Stinatzer Kroatisch, unseren Dialekt, die Sprache meines Herzens.

Dabei kommt das Gefühl auf … von Wärme, Heimat und Stolz einerseits und Sorge um den Fortbestand unserer Sprache und allem was dran hängt andererseits.

Mein erstes Wort war … ganz bestimmt ein Ausdruck, bei dem es um Essen geht. (Genaueres ist nicht überliefert)

Muttersprache ist wichtig, weil …  jeder Mensch eine Sprache hat und viele haben auch zwei Muttersprachen, Muttersprache ist die erste verbalisierte Möglichkeit, um etwas zu fordern, um Protest auszudrücken und Wohlbefinden zu zeigen.

Etwas, das meine Mutter immer gesagt hat … du musst lernen, um unabhängig sein zu können, denn Wissen ist Macht zur Unabhängigkeit von Frauen.

 


Terezija Stoisits, geboren in Stinatz/Stinjaki, Burgenland. Sie war von 1990-2007 Minderheiten- und Menschenrechtssprecherin der Grünen im Nationalrat und von 2007-2013 Volksanwältin.

 

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