Ein gutes Jahr beginnt mit … genau: mit einer Liste der Gedenk- und Feiertage, die im selbigen auf die Menschheit zukommen werden, zumindest auf die Menschheit in Österreich. Ein Blick ins Internet verrät da Einschlägiges. Es wird ein gutes Jahr, Bedeutungsschwangeres fließt im Land der Berge talaufwärts hin zu seiner Bestimmung.
Ja, die Berge! Kaiser Maximilian I., einer der größten Habsburger überhaupt, der stets friedliebend regiert (25 Feldzüge in 40 Jahren), das schöne Tirol ohne Kampfhandlungen zu uns gebracht und Eheschließung als erfolgreiche dynastische Waffe erfunden hatte, starb vor 500 Jahren. Das Land Tirol hat das Maximilian-Gedenkjahr 2019 naturgemäß bereits im November 2018 gestartet. Innsbruck war ja des letzten Ritters Residenzstadt, er starb auch unterwegs von dort nach Linz in, naja, Wels. Gut, dafür kann er nichts, dass er ausgerechnet da sterben musste und nicht dort, wo die hohen Berge steh’n. Sehr wohl hätte er allerdings etwas gegen den Schuldenberg tun können, den er hinterlassen hat – so hoch, dass Kärnten Hilfsausdruck ist dagegen.
Ganze 350 Jahre mussten nach Maximilians Tod vergehen, damit am 25. Mai 1869 ein anderes prunkvolles Ding das Licht der Welt (oder was bald ein Synonym dafür werden sollte, der Ringstraße) erblicken konnte: die Wiener Staatsoper. Seit 150 Jahren kann man dort fast täglich Mozart hören und einmal im Jahr Walzer tanzende Pinguine beobachten. Den Opernball gibt es übrigens seit 1935, also noch kein runder Geburtstag, ihr Freaks!
Im angebrochenen 19er-Jahr warten noch weitere Gedenk-Leckerbissen dieser Klasse auf uns. Doch bin ich während der Suche nach ihnen im Internet anderweitig fündig geworden: Eine wundervolle Liste der Feiertage eröffnete mir neue Horizonte in kultureller Hinsicht. Beispiele?
Der 10. Jänner war etwa Tag der Blockflöte. Niemand weiß, wieso und warum justament an diesem Tag. Es liegt wohl am nicht gerade schmeichelhaften Ruf dieses Instruments; es geht also um seine Ehrenrettung. Denn Blockflöte ist für die musikalische Früherziehung durchweg zentral; man kann Kindern anhand ihres Klanges demonstrieren, wie erbarmungslos Musik auch sein kann.
Am 21. des wetterschönen Monats, in dem wir uns befinden, wird der Weltkuscheltag gefeiert: Er soll an die lebenswichtige Wirkung des Hormons Oxytocin gemahnen. Dieses wird angeblich durch eine nur zwanzigsekündige Umarmung gebildet. Der Akt ist also ein Allheilmittel, wie es aussieht, auch gegen Ausbeutung, Kriege und Klimawechsel. Vor allem aber gegen die Cortisol-Werte in der Bevölkerung (von vielen noch nicht bewusst wahrgenommen!), welche die türkis-blaue Regierung verursacht:
Kuscheln …
• stärkt das Immunsystem
• hemmt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol
• verringert den Blutdruck
• wirkt Herz-Kreislauf-Krankheiten entgegen
• beugt Burn-Out vor
• sorgt für ein Gefühl von Geborgenheit
• hat eine beruhigende Wirkung
• unterstützt den Stressabbau
• stärkt die soziale Kompetenz und Bindung zum Partner.
Vom Kuscheln ist es dann nicht weit zum Welttag der Feuchtgebiete. Jedes Jahr am 2. Februar begeht der_die urbane Bürger_in diesen Festtag, um die globale Wahrnehmung von Feuchtbiotopen zu verbessern. Das ist nobel, klingt allerdings weniger nach Nobelpreis denn nach Öffentlichkeitsärgernisliteratur.
Zwischen dem Hast-du-gepupst?-Tag und dem Welt-Nutella-Tag müssen wohl nur Minuten liegen, denn am 5. Februar werden beide dieser denkwürdigen Ereignisse zelebriert. Erstgenannter Feiertag setzt sich mit Blähungen aller Art auseinander, der andere mit der braunen Masse (nicht politisch gemeint!). Kurzum: Flatulenz (im Volksmunde auch Schas genannt) einmal ohne und einmal mit Material.
Von Blähung zum Bier ist es nur ein Katzensprung. Der erste Freitag des Augusts ist folgerichtig dem Internationalen Tag des Bieres gewidmet. Den 30. September feiert wiederum der trinkfreudige Österreicher/die trinkfreudige Österreicherin als Tag des österreichischen Bieres – bekanntlich ist Bier nicht gleich Bier. Dass die Blähung bereits im Februar gebildet, das Bier aber erst im September ausgiebig getrunken werden soll, wirft zwar Fragen nach logischer Stringenz auf. Man kann’s aber so erklären, dass der Februar-Pups ein Produkt des September-Trunks vom Vorjahr sein könnte. Heißt nicht die längst in Vergessenheit geratene Volksweisheit „Was du trinkest zu Michaeli, pfurzest du lustig zu Georgi“? (Heißt sie nicht!)
Wer Bier sagt, muss auch Tag der männlichen Körperpflege sagen. Unwiderruflich vorbei sind die Zeiten, in denen das starke Geschlecht Hautcreme für Zahnpasta hielt und den Oberkörper mit Scheuermittel reinigte. Am 3. Februar jedes Jahres pflegt also der moderne Mann von Welt seinen Körper – und wir finden das gut so.
Es gibt auch einen Tag der Stimme, das ist der 16. April. Hier kommt die eigene Sache ins Spiel – denn Stimme ist auch der Name der Zeitschrift sowie der Radiosendung der Initiative Minderheiten, Initiatorin und Herausgeberin des vorliegenden Blogs. Und das bringt mich wieder zum ursprünglichen Motiv zurück, das mich erst zu dieser Internet-Suche verleitet hatte.
Vor fast auf den Tag genau drei Jahren, am 20. Jänner 2016, wurde der erste Beitrag des IM BLOG veröffentlicht. Wir befinden uns also im vierten Jahr, Leute! Das ist ein Glück, das ist ein Jubiläum, das ist ein Festtag. Wir machen weiter, keine Angst! Bis in diesem Land und in Europa und auf dieser Erde Rassismus, Sexismus, Homophobie und Behindertenfeindlichkeit (um nur einige Formen von Menschenfeindlichkeit aufzuzählen) keinen festen Boden mehr unter den Füßen haben, werden wir unsere Arbeit fortsetzen.
Im Übrigen ist der Dezember voller wirklich nützlicher Feiertage, etwa: der Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Wie wäre es überhaupt mit einem Tag der Minderheiten?
Möge das angebrochene Jahr ein gutes werden!