Die Buch- und Musiktipps der Initiative Minderheiten für den Sommer!

1. UNSERE BUCHEMPFEHLUNGEN

Masha Gessen: Die Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die Freiheit gewann und verlor

Die queere Aktivistin und New-York-Times-Journalistin Masha Gessen, deren Bücher über Russland und Putin bereits in der Vergangenheit für Aufsehen sorgten, geht anhand der Biographien von vier jungen Leuten, alle Jahrgang 1984, der Frage nach, wie sich Russland von einem weltoffenen zu einem repressiven Staat wandeln konnte. Hochspannend, klug und fesselnd geschrieben. (Jana Sommeregger, Vorstand)

Najem Wali: Die Balkanroute. Fluch oder Segen der Jahrtausende. Aus dem Arabischen von Markus Lemke

In seinem eindrucksvollen Buch beschreibt der deutsch-irakische Schriftsteller Najem Wali die Kulturgeschichte der sog. Balkanroute, die er auf der Flucht nach Deutschland 1980 selbst benutzt hatte und sie im Jahre 2016 noch einmal gegangen ist. Auf seiner zweiten Reise 2016 begegnet er unzähligen Flüchtlingen, die in Elend und Hoffnungslosigkeit ausharren müssen, und beschließt die Geschichte und Gegenwart dieser Route zu beschreiben. Die Balkanroute war schon immer eine Fluchtroute, ein befreiender Weg aus der Not. Gleichzeitig war diese Route eine Schlagader des Austausches, der in erster Linie Europa Vorteile gebracht hat. Es ist ein fesselnder Bericht mit großem historischen Hintergrundwissen. Jene, die die Balkanroute schließen wollen, müssen wissen, dass sie kultur- und zivilisationsgeschichtlich Selbstzerstörung betreiben. (Vladimir Wakounig, Vorstand)

Timur Vermes: Die Hungrigen und die Satten

Der Roman von Timur Vermes hat nach seinem Erscheinen 2018 nicht nur positives Feedback bekommen. Er sei platter als der Vorgänger “Er ist wieder da”, verliere sich im Detail und von einem selbstverliebten Autor geschrieben. Warum ich mich trotzdem als Urlaubslektüre dafür entschieden habe: weil ich mich als Angestellte in der Kommunikationsbranche herrlich über die bitterböse Mediensatire amüsieren kann. Die Beschreibung von Nadeche Hackenbusch ist einfach zum Zerkugeln. (Petra Permesser, Radio Stimme)

Damir Ovčina: Zwei Jahre Nacht

Weil nur der Sommer mir genug Licht und Zeit schenkt, um diese Lektüre zu wagen und auszuhalten: In seinem sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt her gewaltigen Roman schildert Damir Ovcina das Überleben in der belagerten Stadt Sarajevo während des Jugoslawienkriegs. Ein junger Mann „mit dem falschen Namen“ gerät in das „falsche“ Stadtviertel und wird dort von den serbischen Besatzern zwei Jahre festgehalten und zu einem oft grausamen und absurden Arbeitsdienst genötigt. Der Schrecken und die Angst als Dauerzustand, aber auch der Versuch, in diesem Alltag Menschlichkeit zu bewahren, sind es, die diesen Roman so eindrücklich machen. (Jessica Beer, Vorstand)

Florjan Lipuš: Seelenruhig (Originaltitel: Mirne duše)

Ich setze mich diesen Sommer auf eine Wiese und vertiefe mich in das Buch „Seelenruhig“ von Florjan Lipuš. Der Kärntner Slowene bildet die unglaublichsten Sätze: „Ganz steinhaft glomm es in ihm und zog Energie aus dem Erdinnern“, schreibt er zum Beispiel über einen Stein. Der Stein steht in dem Buch für das Schweigen, aber auch für innere Ruhe. Außerdem geht es viel um die Seele und welche Kräfte sie am Leben halten. Vielleicht findet auch die Leserin oder der Leser mit Lipuš’ beeindruckender Prosa zu mehr Ruhe und – fängt am Ende womöglich noch zu glimmen an? (Eva Wohlfarter, IM-Blog)

Matthias Heine: Verbrannte Wörter. Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht

Anhand von 87 Beispielen zeigt Matthias Heine, dass wir in sehr vielen Gesprächen, ob in Politik, Alltag oder Wissenschaft, Ausdrücke gebrauchen, die bei detaillierter Betrachtung in die Nähe der Naziideologie kommen. Akribisch analysiert der Autor den historischen, politischen und gesellschaftlichen Entstehungskontext einzelner Wörter. Er will mit seinem Buch aufklären und die Leser/innen für einen reflektierten Umgang mit Sprache sensibilisieren. Je mehr populistische und rechtslastige Diskurse zunehmen, je mehr Foren von Rechtspopulisten (siehe Strache) gelesen und genutzt werden, umso mehr Gewicht bekommt die Aufarbeitung verbrannter Wörter. Das Buch ist hochaktuell. (Vladimir Wakounig, Vorstand)

Elisabeth Steinkellner (Text) / Michael Roher (Ill.): Vom Flaniern und Weltspaziern. Reime und Sprachspiele

Ganz dem Reisen, Wandern, Flanieren und Spazieren hat sich dieses Gedichtbuch verschrieben. Elisabeth Steinkellners Reime und Sprachspiele tragen die Tradition von Ernst Jandl und Co. im Gepäck und werden junge wie ältere Leser_innen gleichermaßen erfreuen; schließlich folgen sie alle einem bestimmten Rhythmus: „manchmal auf Umwegen / manchmal auf Abwegen/ aber immer Hand in Hand / mit dem Leben“. (Jana Sommeregger, Vorstand)

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2. UNSERE SOUNDTRACKS

Summer Girls by LFO und Say you´ll be There by the Spice Girls: Take me back to the 1990s! Zugegeben, diese Lieder habe ich selbst schon eine Weile nicht mehr gehört, aber wenn, dann hatte ich sofort den totalen „Ohrwurmalarm!“. Ich hoffe euch geht es genauso, wenn ihr reinhört! (Ebru Uzun, Büro)

Like Sugar und Hello Happiness von Chaka Khan: die zum Tanzen animierenden Tracks auf dem neuen Album von Chaka Khan (Tipp: Soulspy Disco Mix) bringen Energie und beste Laune. (Sabine Schwaighofer, Büro)

Die Sommer-Spotify-Playlist von Raffaela Gmeiner (IM-Blog)

Ab nach Kroatien mit Friday I’m in Love von The Cure und dem Sound der australischen Britpop-Band DMA’S Lay Down. Für gute Laune sorgen die coolen Ladies der Wiener Band Dive mit Shrimp und der Reggae-Sound von Cassia Small Spaces. Als Alternative zur Klapa-Musik, die neu interpretierten Burgenlandkroatischen Volkslieder von Willi Resetarits & BasBariTenori, wie Lipo ti je čuti. Und wenn einem das Heimweh plagt, einfach das Praterlied vom Nino aus Wien hören. Und irgendwann ist dann wieder Herbst: Century von Feist. (Conny Kogoj, Büro)

 

Fotos: Fikriye Uzun, Birgit Kogoj, Conny Kogoj

 

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