Der Ton

Als Innenminister Herbert Kickl am 26. September 2018 in einer dringlichen Anfrage im Nationalrat seine Vorgangsweise in Bezug auf das Schreiben seines Ressortsprechers über die Arbeit mit kritischen Medien verteidigte, fiel nicht nur seine Sprache auf, sondern auch sein Ton. Ein Ton, der sich seit der Angelobung der rechten Regierung im politischen Diskurs immer mehr durchsetzt: aggressiv, menschenverachtend und herablassend. Demonstriert werden soll damit der Aufbruch in eine neue Zeit, in der die Genfer Flüchtlingskonvention und die vielen Toten im Mittelmeer nicht mehr als ein Achselzucken hervorrufen.

Ich kenne diesen Ton aus Kärnten. Als ich 1989 zum Studium nach Wien ging, kam die erste FPÖ-Regierung an die Macht (1989-1991). Die zweite folgte in den Jahren 1999-2013, in denen sich das „System Haider“ verfestigte. Fast mein gesamtes Erwachsenenleben war ich an den Ton aus Kärnten gewöhnt. Egal ob es sich dabei um das Minderheitenschulwesen oder um das „Anti-Ausländer-Volksbegehren“ handelte, der hetzerische und respektlose Ton gegenüber Minderheiten und Migrant*innen war immer Teil der Politik. Seit dem Regierungswechsel im Jahr 2013 trat eine Veränderung ein und ich bin immer wieder überrascht, wenn aus dem südlichsten Bundesland erfreuliche Klänge kommen, die spürbare Auswirkungen auf den Umgang mit den Menschen und somit auf das Klima im Land haben.

Und dabei frage ich mich, warum lassen wir uns diese feindseligen Töne überhaupt gefallen? Ja, warum eigentlich?

 

Photo: Lichterkette November 2017 © Sabine Schwaighofer

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