Das Wahlergebnis zeigt wieder einmal, was wir ohnehin schon alle wissen: Die dualistische Kluft in der Gesellschaft wächst: links gegen rechts, Türkis & Blau gegen Rot & Grün, links-linke Gut-Menschen gegen rechts-rechte Bös-Menschen. Dabei fragen sich die einen, wie man denn nur die FPÖ oder Kurz wählen könne und die anderen belächeln die naiven, verträumten Weltrettungsmenschen.
Eh schon wissen. Und selbst suhlt man sich in seiner Toleranz, freut sich über seine legitimen, gut überlegten Ideologien und tut so, als ob man alles verstünde. Aber habe ich schon einmal wirklich hingehört? Habe ich jenen tatsächlich zugehört, die anderer Meinung sind?
Regisseurin Ulli Gladik begleitete in ihrem Film “Inland” drei FPÖ-Fans in der Zeit von Mai 2017 bis Oktober 2018. Sie lässt sie über ihr Leben, ihre Ängste, Wünsche und ihre Sicht auf Politik und Gesellschaft zu Wort kommen. Dabei sind die persönlichen Geschichten besonders wertvoll, es geht um individuelle Erfahrungshorizonte. Wir erfahren von „Geldnöten, der Angst den Job zu verlieren, der Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, psychischen oder physischen Belastungen und Erkrankungen, (familiären) Gewalterfahrungen, Diskriminierungserfahrungen, Stress und Druck am Arbeitsplatz, mangelnder Solidarität und Nachbarschaftshilfe und der sich für sie viel zu rasch verändernden Gesellschaft“. Es geht um Verständnis, Nachvollziehbarkeit und nicht um Vorurteile oder das Erheben des Fingers. Sehr sehenswert.
Diese Woche läuft der Film unter anderem im Actors Studio und im Filmhaus am Spittelberg. Mehr Infos zum Film: Inland
Zum Schluss ein kleines Gedankenexperiment: Der Film zeigt FPÖ Fans und wird vermutlich von vor allem linksorientierten Menschen rezipiert. Doch wie könnte man die Perspektive von „links-linken Gutmenschen“ nun Rechts-WählerInnen näherbringen? Wie, wo und mittels welcher Kanäle könnte sich hier ein sinnvoller Austausch ergeben?
Trailerlink via Youtube