Heute in unserer Serie “Verbunden mit der Initiative Minderheiten”: Helena Verdel, Erwachsenenbildnerin und Kärntner-Slowenische Aktivistin. Angela Wieser hat das Gespräch protokolliert:
Für Helena Verdel war 1991 politisch kein positives Jahr. Es war die Zeit des Zerfalls des ehemaligen Jugoslawiens und damit auch das Ende einer Idee, eines Versprechens. „Der Idee, dass Menschen obwohl sie nicht der gleichen Nation angehören in einem Staat zusammenleben können. Des Versprechens einer gemeinsamen Zukunft, in der man Schwierigkeiten löst und aufeinander zugeht. Dieser Traum ist 1991 massiv zerplatzt. Weil letztendlich die Nationalisten gewonnen haben und man die Nationalisten auch gewinnen hat lassen. Ich habe nie verstanden, dass man das als Sieg definiert hat, weil ich mir gedacht habe, die EU ist auch nichts anderes. Es hat mich persönlich erschüttert und ich fand es sehr belastend.“
Vom Widerstand der Kärntner Slowen*innen im Zweiten Weltkrieg politisch geprägt, hat Helena zu verschiedenen Aspekten dieser Geschichte publiziert. Der Widerstand blieb für sie auch Ausgangspunkt zu anderen Themen, zum Feminismus und Sozialismus. Ausgehend davon, beobachtete sie in den letzten 30 Jahren natürlich sprachliche und soziale Gleichstellungsprozesse in Kärnten. Ein bildungspolitisches Beispiel ist das slowenische Gymnasium, gegen das, während Helena dort zur Schule ging, noch protestiert wurde. „Diese Debatte gibt es aber schon lange nicht mehr, dazu haben zu viele ihr Studium beendet.“
Verbesserungen in der Position von Minderheiten sieht sie auch insgesamt. Die Initiative Minderheuten konnte diese Prozesse unterstützen, indem mithilfe eines breiten Minderheitenbegriffs, das Feld erweitert und es ermöglicht wurde, genauer hinzuschauen und zu erkennen welche Bedingungen vorherrschen. Denn nur so kann man sehen, was geändert werden muss, um gleichberechtigt miteinander zu leben. Denn schlussendlich geht es um Respekt und darum, rücksichtsvoll miteinander umzugehen.
Helena Verdel studierte Politikwissenschaft und Theaterwissenschaft in Wien und Ljubljana. Sie veröffentlichte zahlreiche Werke zu Aspekten des europäischen Theaters. 1990 publizierte sie eine umfassende Darstellung der Geschichte der Kärntner Slowenen während der NS-Zeit.